Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen

Interview zum Sachbuch

Buchvorstellung 

Kann der Glaube, können Geschichten aus der Bibel heute noch etwas bedeuten? Ja, wenn man den Überlegungen, Anekdoten und Szenen aus dem Alltag in Christine Schniedermanns Buch „Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen“ folgt.

In humorvoll geschriebenen, lebensnahen Kapiteln führt die Autorin durchs Kirchenjahr und erzählt dabei, was sie mit Kindern (ihren eigenen, aber auch Nachbarskindern oder den Kindern in ihren Gruppen zur Vorbereitung auf die Erstkommunion) alles erlebt.

Da gab es Diskussionen um das Tischgebet, Überlegungen zu Christkind und Weihnachtsmann, Nudeln in der Kirche oder Verwunderung über Lebkuchen im August.

Die Autorin spürt nach, warum die Adventszeit gerade auch für Kinder so besonders ist:
Bei Temperaturen um die dreißig Grad im Schatten sagte meine Älteste einmal: „Die Stimmung in der Adventszeit ist so schön, dass ich mich schon im Sommer darauf freue!“

Und in der Fastenzeit wird besprochen, auf was man verzichten (weniger Handy, weniger Süßes, weniger Fernsehen, weniger streiten) oder was man bewusst anders machen kann (mehr Radfahren, mehr lesen, mehr helfen, mehr Natur wahrnehmen). Ebenso werden Bibelgeschichten für Kinder nachvollziehbar erklärt oder der Ablauf des Gottesdienstes beschrieben.

Info-Kästen im Buch erklären kurz, woher die Ostereier kommen oder was es mit dem Adventskranz auf sich hat. Ein leckeres Rezept für schnelle Adventsplätzchen gibt es ebenso wie für Martinsgänse. Geschenktipps zur Taufe sind im Buch auch enthalten.

Authentisch berichtet die Autorin davon, dass auch ihre Kinder nicht immer Lust auf Kirche haben, dass es zu Weihnachten mal Streit gab und Eltern zu lange am Handy hängen – Themen, die viele Familien kennen werden.

Bei allen lustigen Begebenheiten und anregenden Ideen macht Christine Schniedermann vor allem deutlich, dass ihr darum geht, die Botschaften der Bibel wie Liebe, Frieden oder Hilfsbereitschaft an ihrer Kinder weiterzugeben.


Interview mit Christine Schniedermann

„Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen“ – wie kam es zu diesem Titel?

Kinder sind erfrischend direkt und ehrlich. In einer Gruppenstunde zur Vorbereitung auf die Erstkommunion stellte ich die Frage: „Was würdet ihr machen, wenn Jesus euch besuchen würde?“ Die Antworten fielen schnell: Von Playstation spielen, über Kuchen backen bis Hamster zeigen. Es gab verschiedene Titel-Ideen, aber der Hamster hat das Rennen gemacht.

Können Kinder mit der Bibel etwas anfangen und wenn ja, was?

Die Bibel ist prall gefüllt mit Geschichten, die alle menschlichen Themen wie Neid, Eifersucht, Naturkatastrophen, Tod, aber natürlich auch Liebe, Fürsorge, Helfen, Verzeihen abdecken. Kindern beispielsweise von „David gegen Goliath“ zu erzählen, ist auch die Geschichte von „klein gegen groß“. Im Kinderbuchbereich gibt es zahlreiche Geschichten, in denen Kinder den Erwachsenen zeigen, wo es langgeht oder wie man etwas besser machen kann („Die drei ???“, „Emil und die Detektive“, „Rico und Oskar“). Kinder lieben Geschichten. Und so, wie ich ihnen aus Büchern von Astrid Lindgren, Kirsten Boie oder Margit Auer vorlesen kann, so kann ich ihnen auch mal aus der (Kinder-)Bibel vorlesen.

Welche christlichen Geschichten lassen sich gut in die Lebenswelt von Kindern übertragen?

Sehr viele Geschichten lassen sich übertragen, finde ich. Meiner Erfahrung nach mögen viele Kinder die Geschichte vom Heiligen Martin. Sie basteln in der Kita für den Laternenumzug. Sie mögen mit der Laterne im Dunkeln durch die Straßen ziehen. Und sie lernen bei der Geschichte, wie wichtig das Teilen sein kann. Dieses Fest, das vielen Kindern Spaß macht, zu feiern und nebenbei das Thema „Teilen“ zu erklären ist doch wunderbar! Auch die Geschichte, in der Jesus auf den betrügerischen Zöllner zugeht, finde ich gut übertragbar. Anhand dieser Geschichte könnte man Kindern folgendes verdeutlichen: Wenn jemand einmal Mist gebaut hat und ausgegrenzt wird, braucht es jemanden, der ihm (oder ihr) die Hand reicht. Und wenn der (oder die), der Mist gebaut hat, sich entschuldigt, dann kann vieles gut werden. In Kita und Schule gibt es regelmäßig Streit und manchmal leider auch Ausgrenzung (Mobbing). Kindern nahezubringen, dass Ausgrenzen nicht schön ist, kann man – nicht nur, aber auch – mit Bibelgeschichten durchaus.

Sie schreiben über Bibelgeschichten, christliche Feste und Erstkommunionvorbereitung. Im Buch geht es aber nicht nur um klassische Glaubensthemen …

Nein, es geht auch um den Stress in der Adventszeit, um die Frage, wie viele Adventskalender eigentlich sinnvoll sind oder darum, welchen Namen ein Weihnachtsbaum bekommt. Das Buch orientiert sich am Kirchenjahr und viele Feste kommen darin vor, aber ich beschreibe auch einfach Alltagssituationen, die einige aus ihrer eigenen Adventszeit oder von ihrem Osterfest kennen werden – auch, wenn sie nicht in die Kirche gehen.

Dennoch möchten Sie Ihren Kindern gewisse Werte mitgeben, oder?

Unbedingt. Teilen, helfen, verzeihen, für den Nächsten da sein – das sind wichtige Eigenschaften. All diese Botschaften stecken in der Bibel oder in Geschichten über Nikolaus und Martin. Diese Werte kann ich natürlich ohne Bibel vermitteln, aber eben auch mit. Mir und meinem nicht getauften Mann war es wichtig, den Kindern Gott näher zu bringen und aus der Bibel zu erzählen. Auch vor dem kulturellen Hintergrund hat die Bibel viel zu bieten. Darüber Bescheid zu wissen, kann zumindest nicht schaden. Man kann die Geschichten von und über Jesus ebenso als Ratgeber sehen: Wie verhalte ich mich am besten, sodass es den anderen und auch mir selbst gut geht? Ich denke, dass Glaube Halt geben kann, eine Stütze sein kann. Was unsere Kinder später daraus machen, bleibt ihnen überlassen. Aber das Angebot, Geschichten von Gott zu hören, in die Kirche zu gehen und verschiedene Feste zu feiern, wollten wir ihnen auf jeden Fall in der Erziehung machen.

Wie haben Sie den Umgang von Kindern mit dem Thema Glauben und Gott erlebt?

Ganz unverkrampft. Kinder sind wahnsinnig offen und neugierig. Und sie haben diese kindliche Vorstellungskraft, dass Jesus beispielsweise ein imaginärer Freund sein kann, dass Gott viele Köpfe und Augen hat, damit er alles sehen kann oder sie fragen sich, ob wirklich ein Teil von Jesus in der Hostie (dem Brot) ist, wenn sie die Kommunion das erste Mal empfangen. Diese Neugierde, das Hinterfragen, das Offensein möchte ich bei meinen Kindern weiter fördern. Meine Tochter fand kürzlich, dass Gott eine Frau sein kann – ich habe nichts dagegen.

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Ich würde Jesus meinen Hamster zeigen

Verlag Herder
16,00 Euro
ISBN 978-3451032899

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Christine Schniedermann
Christine Schniedermann
Mutter, freie Journalistin und Autorin